20 Alles bio?

Autor: Christoph Scheld

Alles bio – muss Nachhaltigkeit teurer sein?

Ob Bio-Lebensmittel per se gesünder sind als konventionelle, darüber kann man streiten. Ziemlich unstrittig ist allerdings: Bio ist besser für die Umwelt. Bio-Standards bei der Tierhaltung mindern Tierquälerei, Bio-Anbaumethoden auf dem Feld halten die Böden gesund und vielfältig, schützen Insekten und erhalten die Artenvielfalt. Und die Verbraucher wollen Bio-Lebensmittel – wobei nicht alle dafür mehr bezahlen wollen oder können.

Also: Warum ist Bio-Qualität nicht längst Standard? Oder, andersherum gefragt: Warum spiegeln die Preise konventionell produzierter Lebensmittel nicht die Umweltschäden wider, die sie verursachen? Wer verdient überhaupt an der Bio-Möhre im Supermarkt und wer an der konventionellen? Warum schwenkt die Politik so wenig auf die Bio-Nachfrage ein? Liegt das eher an der deutschen Regierung oder eher an der verrufenen Brüsseler Agrar-Politik? Und welche Chancen hat eigentlich der Plan der Hessischen Landesregierung, Hessen zum Vorreiter beim Ökolandbau zu machen?

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Sendung als Podcast

Download Funkkolleg Ernährung (Folge 20), MP3-Audioformat, 28,2 MB

Sendung in hr-iNFO: 25.04.2020, 11:30 Uhr

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Zusatzmaterial

  1. Richtlinien Bioverband Naturland
  2. „How much is the dish“
  3. Zahlen des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft
  4. weiterführende Literatur
  5. Personen

1. Richtlinien Bioverband Naturland

Die wichtigsten Unterschiede zwischen den Naturland Richtlinien und den Anforderungen der EU-Bio-Verordnung (Biosiegel) sind hier aufgelistet.

https://www.naturland.de/de/naturland/richtlinien.html

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2. „How much is the dish“

„How much is the dish?“ – Was kosten uns Lebensmittel wirklich? Studie der Universität Augsburg im Auftrag der Tollwood GmbH und Schweißfurth Stiftung.

Die Landwirtschaft, die in Deutschland den bei weitem höchsten Flächenbedarf aufweist, ist für eine Vielzahl von Umweltbelastungen verantwortlich, die sich auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit beziehen (Ökonomie, Gesellschaft, Umwelt). Die resultierenden, versteckten Kosten dieser zumeist unzureichend quantifizierten Folgen sind aktuell nicht in die Marktpreise für Lebensmittel einbezogen. Vor diesem Hintergrund identifiziert die Studie drei dieser Umweltfolgen (Stickstoff, Klimagase, Energieerzeugung) quantitativ und aggregiert sie bezogen auf unterschiedliche Kategorien von Nahrungsmitteln. Hierauf aufbauend werden kategoriespezifischeexterne Effekte berechnet. Eine Internalisierung von kategoriespezifischen Folgekosten, die dem Verursacherprinzip entspricht, ebnet den Weg in Richtung einer nachhaltigeren Preissetzung für landwirtschaftliche Produkte. Unter Verwendung von Lebenszyklus-Analysen (life cycle analysis) und Metaanalysen konnte gezeigt werden, dass die höchsten externen Effekte bzw. Folgekosten mit der Produktion konventionell hergestellter Produkte tierischen Ursprungs einhergehen (196% Aufschlag auf die Erzeugerpreise), die zweithöchsten Aufschläge sich für konventionell hergestellte Milchprodukte (96%) und die niedrigsten für Bio-Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs (6%) ergeben. In allen untersuchten Kategorien verursachen biologisch hergestellte Lebensmittel geringere Folgekosten als ihre konventionellen Gegenstücke.

https://www.tollwood.de/wp-content/uploads/2018/09/20180914_how_much_is_the_dish_-_was_kosten_uns_lebensmittel_langfassungfinal-2.pdf

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3. Zahlen des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft

Seit Jahren verzeichnet der deutsche Bio-Markt ein stetiges Umsatzwachstum. Doch wie sieht die Entwicklung der verbandsgebundenen Öko-Landwirtschaft aus? Wie viele Erzeuger arbeiten ökologisch und wie groß ist ihre bewirtschaftete Fläche? Diese und andere Fragen beantwortet der BÖLW immer zu Jahresbeginn in der Broschüre ‚Zahlen, Daten, Fakten‘.

https://www.boelw.de/service/mediathek/broschuere/die-bio-branche-2019/

Hessen liegt mit 14,5 Prozent ökologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Nutzfläche und 13,5 % der Betriebe mit an der Spitze der Bundesländer. Der hessische Anteil an den bundesweit ökologisch bewirtschafteten Betrieben und Nutzfläche liegt bei 8,2%.

https://umwelt.hessen.de/landwirtschaft/oekologischer-landbau

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4. weiterführende Literatur

Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: https://www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Nachhaltige-Landnutzung/Oekolandbau/_Texte/VeroeffentlichungZukunftsstrategieOekologischerLandbau.html

Aufbruch im Wandel durch Haltung, Orientierung und Zusammenhalt. KOALITIONSVERTRAG zwischen CDU Hessen und BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Hessen für die 20. Legislaturperiode: https://www.hessen.de/sites/default/files/media/staatskanzlei/koalitionsvertrag_20._wahlperiode.pdf

„Ich versteh nur Bio. Was Bio bedeutet und warum wir es gut finden.“ Herausgeber: tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG

https://www.tegut.com/e-book/tegut-bio-broschuere-2/online-anschauen.html#3

Sanders, Jürn/Heß, Jürgen: Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. Thünen Report 65. Hrsg: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig. https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf

Smith L et al. (2019): The greenhouse gas impacts of converting food production in England and Wales to organic methods. Nature Communications. https://www.nature.com/articles/s41467-019-12622-7

Ranking: Top 30 Lebensmittelhandel Deutschland 2018. Lebensmittel Zeitung, Deutscher Fachverlag GmbH

https://www.lebensmittelzeitung.net/handel/Ranking-Top-30-Lebensmittelhandel-Deutschland-2018-134606

Bio-Schweine: Kleiner Markt mit hohen Preisen. agrarheute, Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, https://www.agrarheute.com/markt/tiere/bio-schweine-kleiner-markt-hohen-preisen-549691

Smith L et al. (2019): The greenhouse gas impacts of converting food production in England and Wales to organic methods. Nature Communications. https://www.nature.com/articles/s41467-019-12622-7

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5. Personen

Christoph Förster

Seit 2008 bewirtschaftet er mit seiner Familie die hessische Staatsdomäne Marienborn in Büdingen in der Wetterau nach ökologischen Richtlinien (Naturland). Er ist Landwirtschaftsmeister und Öko-Landwirt aus Überzeugung. Aufgewachsen auf einem Bio-bauernhof gibt es für ihn keine Alternative zur ökologischen Landwirtschaft. Über zwölf Jahre war er Betriebsleiter der hessischen Staatsdomäne Oberhof in Ober Erlenbach bei Bad Homburg die auch nach ökologischen Richtlinien bewirtschaftet wird.

Prof. Dr. Andreas Gattinger

Herr Gattinger absolvierte zwischen 1986 und 1989 eine Ausbildung zum Chemielaborant bei Fresenius Pharma. Anschließend studierte er „Organic Agriculture“ auf Diplom an der Universität in Kassel sowie „Sustainaible Agriculture“ an der Univeristy of Aberdeen/GB. Er arbeitete als Wissenschaftlicher Angestellter sowie als Laborleiter am Helmholtz Zentrum in München, ehe er als Wissenschaftler und Projektmanager an der Technischen Universität in München tätig war. Von 2006 bis 2009 war er Projektmanager bei Geohumus International GmbH. Seit 2017 leitet er die Professur für Ökologischen Landbau mit dem Schwerpunkt nachhaltige Bodennutzung an der Universität Gießen.

Thomas Gutberlet

Thomas Gutberlet (* 1969 in Würzburg) ist ein deutscher Unternehmer und Geschäftsführer der Lebensmittelkette Tegut. Er ist der Enkel des Tegut-Gründers Theo Gutberlet. Er studierte an der Berufsakademie in Karlsruhe (dm-drogerie markt) und war anschließend drei Jahre für Nestlé im Bereich Marketing und Vertrieb tätig, bevor er 1998 ins Familienunternehmen eintrat. Zunächst war er im Geschäftsbereich Marketing tätig, danach wurde er Vorstand Finanzen und Rechnungswesen, seit 2002 Vorstand Sortiment und Marketing. 2009 übernahm er den Vorstandsvorsitz. Auch nach dem Verkauf von Tegut an die Schweizer Migros-Genossenschaft im Jahr 2013 blieb er als Geschäftsführer Chef des Unternehmens. Er baute Teguts Vorreiterrolle im Bereich Bio-Produkte und Nachhaltigkeit aus.

Dipl.-Ing. agr. Andreas Schmid-Eisert

Herr Schmid-Eisert ist Verwalter des Gladbacherhofes, ein Lehr- und Versuchsbetrieb der Universität Giessen und Vorstand von Bioland Hessen.

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Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.

Die Zusatzmaterialien werden in der Reihenfolge gelistet, in der die Stichworte in der Sendung Erwähnung gefunden haben. Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 22.04.2020 erstellt von Dr. Sandra Habicht und Jana Roßney.

Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen