19 Ernährungspolitik

Autorin: Julia Hummelsiep

Brauchen wir die Fastfood-Steuer? Kluge Politik für gesundes Essen

Sollen Regierungen und Staaten eingreifen in die Ernährungs-Hoheit ihrer Bürger, etwa durch Steuern auf ungesunde Lebensmittel? Oder, wie beim Tabak geschehen, die Werbung deutlich einschränken? Deutschland ist da im Vergleich zu anderen Ländern zögerlich.  Auch mit der von Verbraucherschützern seit Jahren geforderten „Lebensmittelampel“, die Bürgern beim Einkaufen einen schnellen Überblick verschaffen soll, und die es  in einigen europäischen Ländern schon gibt, tun sich deutsche Politiker schwer.

Die Industrie bewirbt vor allem stark verarbeitete Lebensmittel. Gegen  den süßen Schokoriegel hat Broccoli da oft keine Chance. Gesellschaftlich wie ernährungswissenschaftlich stellt sich die Frage: Kann man das ändern?

Im Vergleich zu Verboten oder Steuern ist das so genannte „Nudging“ ein sanfteres Konzept: Nudging soll Verhaltensänderungen bewirken, indem es uns in die richtige Richtung „schubst“. So wird zum Beispiel das vollwertige vegetarische Essen in der Kantine prominent als Standard-Option präsentiert, das Fleischgericht unter „ferner liefen“. Oder die Süßigkeiten in eine hintere Ecke im Laden verbannt.

Wie darf und wie sollte sich die Politik beim Thema Ernährung einmischen? Der Frage geht diese Funkkolleg-Folge kritisch nach.

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Sendung als Podcast

Download Funkkolleg Ernährung (Folge 19), MP3-Audioformat, 28,2 MB

Sendung in hr-iNFO: 28.03.2020, 11:30 Uhr

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Zusatzmaterial

  1. Fleischverzehr – Empfehlung vs. tatsächliche Aufnahme
  2. Ernährungsgewohnheiten von morgen prägen
  3. Nudging
  4. Nutri-Score
  5. Softdrinksteuer
  6. Studienauswertung
  7. weiterführende Literatur
  8. Personen

1. Fleischverzehr – Empfehlung vs. tatsächliche Aufnahme

Im Jahr 2018 betrug die Nettoerzeugung (Schlachtmenge) von Fleisch in Deutschland etwa 8,7 Millionen Tonnen Schlachtgewicht. Damit ist sie 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 % zurückgegangen. Während die Nettoerzeugung von Schweinefleisch sowie Rind- und Kalbfleisch rückläufig war, ist bei der Menge des erzeugten Geflügelfleisches eine Steigerung zu verzeichnen.

Die zum Verbrauch verfügbare Gesamtmenge an Fleisch stieg 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 %. Der hieraus errechnete Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 88,6 kg und ist somit, nach zwei Jahren der rückläufigen Entwicklung, wieder gestiegen. Der geschätzte Pro-Kopf-Verzehr lag 2018 bei 60,1 kg.

https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/fleisch/

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, Fleisch in Maßen zu essen, insgesamt nicht mehr als 300-600 Gramm (g) Fleisch und Wurst pro Woche für einen Erwachsenen.

Hier finden Sie die 10 Regeln für vollwertiges Essen und Trinken der DGE. Insbesondere verarbeitetes Fleisch – also Wurst- und Fleischwaren – sollte nur in moderaten Mengen genossen werden, wie die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Herbst 2015 betonten.

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/wie-viel-fleisch-ist-das-richtige-mass-5535

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2. Ernährungsgewohnheiten von morgen prägen

IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung baut auf bestehende nationale Aktionspläne und Bundesprogramme auf, ergänzt und vertieft diese und fördert Themen- und akteurübergreifend Synergieeffekte. Hier sind beispielsweise der Nationale Radverkehrsplan (2002 – 2012), der Nationale Aktionsplan “Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 – 2010“, die Strategie der Bundesregierung zur Förderung der Kindergesundheit (2008), das Bund-Länderprogramm „Soziale Stadt“ (seit 1999) sowie das Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (2003 – 2009) zu nennen. Die Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans setzen an dem Zusammenspiel der verschiedenen gesundheitsförderlichen Faktoren an. Gesundheitliche Prävention und Gesundheitsförderung finden dort statt, wo Menschen leben, arbeiten, lernen und spielen – also in ihrer Wohnumgebung, im Stadtteil, am Arbeitsplatz, in den Kindertageseinrichtungen, in der Kindertagespflege, in Bildungs-, Senioren- und Freizeiteinrichtungen sowie in Vereinen. dort, wo Menschen sich regelmäßig aufhalten, müssen ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung zur Selbstverständlichkeit werden.

Es gilt, die oftmals erkennbare Lücke zwischen dem Wissen über einen gesunden Lebensstil und der Umsetzung in ein gesundheitsförderliches Verhalten zu schließen. dabei geht es insbesondere darum, verständliche und alltagstaugliche Informationen zu vermitteln. die Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans sollen dauerhafte und nachhaltige Änderungen bewirken.

Ziele des Nationalen Aktionsplans

Mit dem Nationalen Aktionsplan wird das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Deutschland nachhaltig verbessert. Dadurch soll erreicht werden, dass

  1. Erwachsene gesünder leben, Kinder gesünder aufwachsen und von einer höheren Lebensqualität und einer gesteigerten Leistungsfähigkeit in Bildung, Beruf und Privatleben profitieren.
  2. Krankheiten deutlich zurückgehen, die durch einen ungesunden Lebensstil mit einseitiger Ernährung und Bewegungsmangel mit verursacht werden.

https://www.in-form.de/

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/AktionsplanINFORM.pdf?__blob=publicationFile

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3. Nudging

Was genau ist nun ein „Nudge“? Nudges sind „Anstupser“ oder Denkhilfen. Ein guter politischer Nudge ist – kurz gefasst – ein Programm zur Verhaltensänderung im alltäglichen Bereich: zur Abfallvermeidung, Verringerung der Energieverschwendung, zur gesünderen Ernährung etc. Dies wird erreicht, indem gut verständliche Informationen und Anreize mit „motivierender Hilfe“ verbunden werden, sanfter Druck nicht ausgenommen. Werden in Kantinen Obst und Gemüse frei ausgelegt, während Süßigkeiten aus einem Schrank genommen werden müssen, lässt sich bereits von einer Verhaltenssteuerung sprechen. Der in Eile befindliche Mensch scheut im Zweifel den Mehraufwand und greift zu dem, was leicht verfügbar ist.

Versuche, den Willen von Menschen unterhalb der Wahrnehmungsebene zu manipulieren, sind nicht neu. Für Marketing (Packard 1957) und Verhaltensforschung (Kahneman und Tversky 1974) sowie Verkaufsförderung (Cialdini 1984) wurde Möglichkeiten der Verhaltensmodulation untersucht, auf die Thaler und Sunstein später aufbauen konnten. Neu ist allerdings, dass Nudging zum politischen Gestaltungsprinzip wird.

„Nudging“ bedeutet also die absichtsvolle Führung von Individuen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung ihrer Wahlfreiheit. Nudging arbeitet mit motivierender Steuerung und nicht mit Zwang oder Verboten. Dies lässt sich erreichen durch das Ausnutzen des menschlichen Bedürfnisses nach Zugehörigkeit, bspw. durch das aktive Einbeziehen individueller Beziehungen zum sozialen Umfeld (peer support bzw. peer pressure). Kernelemente des Nudgings sind der informative Vergleich, eine gute Begründung für das erwartete Handeln sowie Anreize, Zukunftsaussichten und auch ein gewisser Konformitätsdruck gegenüber anderen.

Gute „Nudges“ versuchen daher häufig, Kollektive von Individuen (also bspw. Nachbarschaften, Belegschaften) gemeinsam anzusprechen, um überzeugende Ergebnisse zu erzielen und appellieren etwa in Präventionskontexten an das Sozialverhalten. Eine Vielzahl von motivationalen Faktoren muss bei der Gestaltung von Nudges berücksichtigt werden, die sich nach den zu erreichenden Zielen richten und daher kaum allgemeingültig formuliert werden können.

https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/258946/schubs-mich-nicht-nudging-als-politisches-gestaltungsmittel

Jedes Kind lernt spätestens im Kindergarten und in der Schule, was eine bedarfsgerechte, gesundheitsfördernde und nachhaltige Ernährung umfasst. Uns ist bekannt, dass es gesünder wäre, wenn wir weniger Salz, Zucker, Fette und mehr frische und grüne Lebensmittel und Obst konsumieren würden. Dennoch sitzen wir allzu gerne zu Hause, Schokolade und reichhaltige Braten essend, Wein oder Bier trinkend. Oder wir nehmen statt empfohlener grüner und frischer Lebensmittel mittags ein schnelles Fertiggericht oder Fast Food zu uns (dazu verschiedene Arbeiten des Max Rubner-Instituts www.mri.bund.de/de/institute/ernaehrungsverhalten/). Ungesundes Ernährungsverhalten manifestiert sich unter anderem in der globalen Ausbreitung schweren Übergewichts. Einige Länder (beispielsweise Frankreich oder auch Großbritannien) setzen gegen Übergewicht vor allem auf Steuern. Deutschland geht einen anderen Weg: Erst jüngst wurde mit den Verbänden der Lebensmittelwirtschaft eine Grundsatzvereinbarung getroffen, wonach die Wirtschaft weniger Zucker, Fett und Salz verwenden und kleinere Portionsgrößen anbieten soll (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2018). Es wird also auf Freiwilligkeit gesetzt. Ein weiterer Weg zur Förderung einer gesunden Ernährung sind Nudges, die sich zunehmend vor allem in Cafeterias und Kantinen von Schulen, Kindergärten und Unternehmen finden. Zum Beispiel wird die Reihenfolge der Speisen geändert oder gesunde Speisen so positioniert, dass der Blick von Besucherinnen und Besuchern zuerst auf die gesunden oder vegetarischen Optionen fällt oder diese Speisen erreichbarer sind als die weniger gesunden Speisen (Rozin et al. 2011, Wilson et al. 2016). Unstrittig ist, dass sich Adipositas und Übergewicht sowie Folgeerkrankungen nicht allein durch die Umstrukturierung der Angebote in öffentlichen Cafeterien eindämmen lassen. Nudges können aber sicherlich sinnvoll sein, wenn sie ergänzend zu klassischen und härteren Regulierungsmaßnahmen verwendet werden.

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4. Nutri-Score

https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/Kennzeichnung/FreiwilligeKennzeichnung/_Texte/Naehrwertkennzeichnungs-Modelle-MRI-Bericht.html#doc12323462bodyText1

https://ijbnpa.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12966-019-0817-2

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5. Softdrinksteuer

Hoher Zuckerkonsum wird mit Adipositas, Diabetes mellitus Typ II und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Viele Menschen leiden an diesen Krankheiten, die hohe Kosten für die Gesundheitssysteme verursachen. Daher wird immer häufiger die Forderung nach einer Zuckersteuer laut, auch in Deutschland. Einige Länder haben bereits eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt und daraus lassen sich einige Lehren ziehen. Der Konsum der besteuerten Getränke ging in den betroffenen Ländern merklich zurück, jedoch wurde teilweise auf andere ungesunde Produkte ausgewichen – sogenannte Substitutionseffekte. Die Tatsache, dass eine solche Steuer niedrige Einkommen proportional stärker belastet als hohe, wiegt weniger schwer, wenn man progressive Gesundheitseffekte berücksichtigt. Insgesamt scheint eine proportionale Steuer auf den Zuckergehalt gut geeignet, da sie den Produzenten Anreize gibt, den Zuckergehalt in ihren Produkten zu reduzieren.

https://www.diw.de/de/diw_01.c.583817.de/diw_aktuell/softdrinksteuer_proportionale_steuer_ist_der_vielversprechendste_ansatz.html

Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat im Mai 2018 eine Dokumentation zum Thema verfasst mit dem Titel: ‚Ausgestaltung einer Zuckersteuer in ausgewählten Ländern und ihre Auswirkung auf Kaufverhalten, Preise und Reformulierung‘.

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6. Studienauswertung

Hintergrund

Ungesunde Ernährung und geringe körperliche Aktivität sind häufige Verhaltensfaktoren in der Entstehung vieler nicht übertragbarer Krankheiten. In den letzten Jahren ist das Interesse der Politik und der Forschung am Einsatz von Steuern und anderen wirtschaftlichen Instrumenten zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung gestiegen.

Zielsetzung

Zusammenstellen, Konfigurieren und Analysieren von empirischen Forschungsstudien, die zur Verfügung stehen, um den Fall der öffentlichen Gesundheit für den Einsatz ökonomischer Instrumente zur Förderung der Änderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens zu informieren.

Methoden

Durchführung einer systematischen Überprüfung der Evidenz für die Auswirkungen spezifischer Interventionen zur Veränderung oder der allgemeinen Exposition gegenüber Preis- oder Einkommensschwankungen auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten und die daraus resultierenden Ergebnisse. Durch systematische elektronische Suche wurden mehr als 1 Million Studiendatensätze abgerufen. Mit Hilfe von Text-Mining-Technologien wurden Titel-Abstrakt-Datensätze für das Screening priorisiert. Die in Frage kommenden Studien wurden ausgewählt, klassifiziert und hinsichtlich der wichtigsten Merkmale und Ergebnisse analysiert, wobei eine narrative, konfigurierende Synthese verwendet wurde, die sich auf die Auswirkungen auf die Politik und die weitere Forschung konzentrierte.

Ergebnisse

880 förderungsfähige Studien wurden mit einbezogen, darunter 192 Interventionsstudien und 768 Studien, die Evidenz für Preise oder Einkommen als Korrelationen oder Determinanten von Zielergebnissen enthielten. Die derzeitige Evidenz für die Auswirkungen wirtschaftlicher Instrumente und Expositionen auf Ernährung und körperliche Aktivität ist qualitativ begrenzt und hinsichtlich ihrer politischen Implikationen nicht eindeutig. Direkte Belege für die Auswirkungen wirtschaftlicher Instrumente sind stark auf Auswirkungen auf die Ernährung ausgerichtet, wobei es relativ wenig Evidenz für die Auswirkungen auf die körperliche Aktivität gibt.

Schlussfolgerungen

Die evidenzbasierten Argumente für den Einsatz ökonomischer Instrumente zur Förderung von Verhaltensveränderungen bei Ernährung und körperlicher Aktivität könnten weniger überzeugend sein, als einige Befürworter behauptet haben. Zukünftige Forschung sollte die Messung der tatsächlichen Verhaltensreaktionen von Menschen unter Verwendung von Studiendesigns umfassen, die zuverlässige Kausalzusammenhänge zu den Interventionseffekten erzeugen können. Die Umsetzung der Richtlinien muss sorgfältig auf die Planung und Gestaltung der Evaluierung abgestimmt werden.

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0075070

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7. weiterführende Literatur

Bericht der EU-Parlamentsabgeordneten Renate Sommer: http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+REPORT+A7-2010-0109+0+DOC+XML+V0//DE

NGO Corporate Europe Observatory (CEO) https://corporateeurope.org/en/red-light-consumer-information

https://eu-pledge.eu/

WHO-Richtline von 2010 ‚Set of recommendations on the marketing of foods and non-alcoholic beverages to children‘: https://www.who.int/dietphysicalactivity/marketing-food-to-children/en/

Deutsche Gesellschaft für Ernährung, WHO-Richtlinie von 2015: https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/position/DGE-Position-WHO-Richtlinie-Zucker.pdf

Verbraucherzentrale Bundesverband: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/kinderlebensmittel-extrawurst-fuer-den-nachwuchs-10725

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie:  https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/NationaleReduktionsInnovationsstrategie-Layout.pdf?__blob=publicationFile

https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/_Texte/ReduktionsstrategieZuckerSalzFette.html

Reformulierung‘ heißt dieses Abändern der Lebensmittelrezepte. Dazu erforscht das Max-Rubner-Institut in Karlsruhe im Auftrag der Bundesernährungsministerin Möglichkeiten, Lebensmittel mit weniger Salz, Zucker und Fett herzustellen – mit Hilfe neuer Technologien, zur Sicherheit und Haltbarkeit der reformulierten Produkte. Vgl. Max Rubner-Institut ‚Reformulierung von Lebensmitteln‘: https://www.mri.bund.de/de/themen/reformulierung/

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8. Personen

Julia Klöckner

Geboren am 16. Dezember 1972 in Bad Kreuznach. Sie war im Jahr 1994 Nahewein- und 1995 Deutsche Weinkönigin. 1998 erlangte sie ein Staatsexamen/Magister Artium in Politikwissenschaft, Theologie und Pädagogik. Anschließend absolvierte sie ein journalistisches Volontariat und war als Mitarbeiterin beim SWR Fernsehen Mainz tätig sowie als Redakteurin und Chefredakteurin beim Meininger Verlag.

Sie war von 2002 bis 2011 Mitglied des Deutschen Bundestags. Seit 2004 ist sie Mitglied im Kreistag Bad Kreuznach. Zwischen 2009 und 2011 war sie parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Seit 2011 ist sie als Landesvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz tätig. Von 2011 bis 2018 war sie Fraktionsvorsitzende der CDU Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz. 2012 und 2014 ließ sie sich zur Wahl als stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU Deutschlands aufstellen. Seit 14. März 2018 ist sie Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft.

Dr. Christine Merk

Christine Merk ist Wissenschaftlerin in den Research Center Umwelt und Natürliche Ressourcen und Sozial- und Verhaltensökonomische Ansätze zur Lösung globaler Probleme. Eines ihrer Hauptforschungsinteressen sind die Trade-off-Entscheidungen zwischen Mitigation und Climate Engineering Technologien auf der Individualebene. In diesem Bereich untersucht sie in verhaltensökonomischen Experimenten die Wahrnehmungen und Reaktionen von Laien und Experten auf Climate Engineering; hierbei integriert sie Konzepte aus der psychologischen Forschung zur Risikowahrnehmung. Mit dem Projekt Trade-offs between Mitigation and Climate Engineering (TOMACE) ist am DFG-Schwerpunktprogramm 1689 Climate Engineering beteiligt. Zusammen mit dem Norwegischen Forschungszentrum (NORCE, Bergen) untersucht sie die Wahrnehmung von CO2-Abscheidung und -Speicherung in Deutschland und Norwegen (PerCCSeptions). Im Mai 2018 war sie als Gastwissenschaftlerin beim Harvard Solar Geoengineering Research Program.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung des Einflusses von Nudging-Interventionen auf klimafreundliche Ernährung in Feldexperimenten. Das Projekt Instrument zur Förderung klimafreundlicher Ernährung (IFkE) wird von der Energie und Klimagesellschaft Schleswig-Holstein finanziert.

Seit 2019 ko-koordiniert sie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung den Dialog zur Klimaökonomie, dessen Ziel es ist den Austausch zwischen klimaökonomischer Forschung und Gesellschaft zu stärken, damit fundiertes, lösungsorientiertes Wissen bereitgestellt werden kann. Bereits seit 2015 diskutiert sie mit Schülern beim Young Economic Summit, YES!, über praktische Lösungen für nachhaltiges Leben und Wirtschaften.

Nach ihren Masterabschlüssen in Politik- und Verwaltungswissenschaft (Universität Konstanz) und Politics and Public Affairs (Rutgers University, NJ, USA) promovierte sie 2016 in VWL an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.

Luise Molling

Luise Molling kam im März 2014 ins foodwatch-Team. Als Campaignerin ist sie unter anderem für die Recherche, Planung und Durchführung von Kampagnen zu den Themen Übergewichtsprävention und Kindermarketing im Lebensmittelbereich zuständig.

Schon während ihres Studiums der Politikwissenschaft in Frankfurt am Main und Berlin sammelte Luise Molling erste Erfahrungen bei  Nichtregierungsorganisationen. Nach dem Studium arbeitete sie als Redakteurin für eine Medienproduktion und als wissenschaftliche  Mitarbeiterin.

Als Mitbegründerin, Campaignerin und Pressesprecherin des „Kritischen Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln“, das anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens der Deutschen Tafeln im Jahr 2013 den Mangel an struktureller Armutsbekämpfung und deren Ersatz durch freiwillige Almosensysteme kritisierte, bekam sie erste Einblicke in die Macht der deutschen Lebensmittelindustrie. Außerdem entdeckte sie ihre Leidenschaft für die politische Kampagnenarbeit – der sie nun bei foodwatch weiterhin nachgehen kann.

Richard Thaler

Der Wirtschaftsnobelpreisträger im Jahr 2017 Richard H. Thaler ist einer breiteren Öffentlichkeit vor allem durch sein mit Cass R. Sunstein gemeinsam verfasstes Buch zum Nudging bekannt geworden. Tatsächlich hat er in den vergangenen 40 Jahren die Entwicklung der Verhaltensökonomie entscheidend mitgeprägt und vorangebracht. Thaler hat die Annahmen hinter dem Modell des Homo oeconomicus untersucht und die Abweichungen menschlichen Verhaltens von den Rationalitätsannahmen auf zwei wesentliche Ursachen zurückgeführt: kognitive Einschränkungen und Mängel bei der Selbstkontrolle. Neben den Rationalitätsannahmen beziehen sich seine Forschungen aber auch auf Überlegungen zur Grundhaltung von Wirtschaftssubjekten gegenüber anderen und deren Auswirkungen auf ihr wirtschaftliches Handeln.

Prof. Dr. Nina Langen

Prof. Dr. Nina Langen ist seit März 2016 Professorin für das neu gegründete Fachgebiet Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft an der TU Berlin. Im Oktober 2018 erhielt Nina Langen einen Ruf an die PH Nordwestschweiz auf die unbefristete Professur „Leiterin Professur Gesundheit, Haushalt, Wirtschaft“. Den Ruf hat sie abgelehnt und den Ruf auf die unbefristete W3 Professur für die Stelle einer Professorin für das Fachgebiet „Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft“ an der TU Berlin angenommen. Das Fachgebiet Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre der Technischen Universität Berlin forscht und lehrt im Bedarfsfeld nachhaltige Ernährung.

Zuvor war Nina Langen Akademische Rätin am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik, Universität Bonn, Projektleiterin des Projektes „Verringerung von Lebensmittelabfällen in Haushalten in NRW“ bei der Verbraucherzentrale NRW und im Produktmanagement bei Alnatura tätig. Nina Langen hat über das Thema ethischer Konsum erfolgreich promoviert und wurde 2011 für ihre Dissertation mit dem ersten Preis, Nachwuchsförderpreis Verbraucherforschung ausgezeichnet. http://www.verbraucherzentrale.nrw/nina-langen

Die promovierte Agrarökonomin Nina Langen zeichnet sich durch langjährige Erfahrung in der Konsu-ment*innenforschung aus. Sie hat eine ausgewiesene Kenntnis im Themenfeld Nachhaltigkeit, insbesondere Fair Trade, Bio, Cause-related Marketing, Lebensmittelverschwendung, CSR und verfügt über ein breites Methodenwissen (Auswahl und verdeckte Experimente, Auktionen, Information Dis-play Boards, Befragungen). Darüber hinaus weist sie Erfahrung in der Erforschung von Graswurzelinitiativen sowie aktueller berufsfeldbezogener Forschung auf. Ihre Forschungsprojekte wurden vom BMBF, UBA, BMUB, Kompetenzzentrum Verbraucherforschung, Robert-Bosch-Stiftung, Fritz-Thyssen-Stiftung und anderen gefördert.

Nina Langen leitet derzeit das Projekt TUB Teaching 2.0 (07/2019-12/2023), das BIBB Modellversuchsvorhaben Korn-Scout (5/2018-4/2020) als Verbundkoordinatorin, einen Arbeitsbereich im Projekt FoodLabHome (10/2018-09/21) sowie gemeinsam mit Prof. Voss (TUB) das Projekt Praxis und Ästhetik des Essens in der Gestaltung einer nachhaltigen Ernährungswende (1/2019-12/2021). Sie hat im durch das BMBF geförderten transformativen Forschungsprojekt NAHGAST (3/2015-4/2018) die verbraucherzentrierten Arbeitspakete zu Interventionen in den Verpflegungseinrichtungen der Praxis-partner zur Erreichung nachhaltigen Ernährungsverhaltens in der Außer-Haus-Gastronomie geleitet. Weitere abgeschlossene Projekte mit Teilprojektleitung sind das von LANUV NRW 2017 geförderte Projekt ‚Nachhaltige Ernährung und Vermeidung von Lebensmittelverlusten in Kantinen‘, sowie ‚Valide Erfassung von Lebensmittelabfällen auf Haushaltsebene und Ermittlung der Bestimmungsgründe zur Abschätzung des Informationsbedarfs der Haushalte‘. Alleinige Antragstellerin war sie im Projekt ‚Graswurzelbewegungen auf die Füße geschaut‘ (beides gefördert vom Kompetenzzentrum Verbraucherforschung).

Forschungsschwerpunkte

  • Nachhaltiger Konsum
  • Konsumentenverhalten
  • Corporate Social Responsibility
  • Nachhaltigkeit im Bereich Lebensmittel (Fairer Handel, Bio)
  • Lebensmittelverschwendung
  • Cause-related Marketing
  • Agrar- und Experimentelle Ökonomie
  • Technikfolgenabschätzung

Renke Schmacker

Renke Schmacker ist Doktorand am DIW Graduate Center. Er studierte Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftspsychologie und Politikwissenschaften in Berlin, Kopenhagen und Lüneburg und erhielt 2015 seinen Masterabschluss von der Humboldt-Universität Berlin. Er arbeitete als studentischer Mitarbeiter in der Abteilung Verhalten auf Märkten des Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und absolvierte unter anderem ein Praktikum beim Europäischen Parlament. In seiner Masterarbeit konzipierte er ein Laborexperiment, um Ursachen und Folgen von Wohlfahrtsstigma zu untersuchen. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Finanzwissenschaften und Verhaltensökonomie.

Manon Struck-Pacyna

Frau Struck-Pacyna ist Sprecherin des Spitzenverbandes der deutschen Lebensmittelwirtschaft.

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Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.

Die Zusatzmaterialien werden in der Reihenfolge gelistet, in der die Stichworte in der Sendung Erwähnung gefunden haben. Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 25.03.2020 erstellt von Dr. Sandra Habicht und Jana Roßney.

Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen