18 Hunger und Überfluss

Autor: Stefan Ehlert

Avocado für alle? Nahrung zwischen Hunger und Überfluss

Ernährung ist ein globaler Markt. Und ohne globale Arbeitsteilung wäre die Ernährung der mehr als sieben Milliarden Menschen auf der Welt auch kaum möglich. Aber ein freier und gerechter Markt ist es nicht. Europa beispielsweise bricht mit seinen Agrarsubventionen Konkurrenten das Genick und zieht mit billigen Überschüssen andere Märkte in Mitleidenschaft, etwa in Afrika.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob der Ressourcenverbrauch für das gerechtfertigt ist, was wir aus Afrika oder Lateinamerika importieren und essen. Werden diese Güter angemessen bezahlt? Ist ihr Verbrauch nachhaltig und dauerhaft vorstellbar? Selten werden die Erzeuger in den Herkunftsländern davon wohlhabend. Auch deswegen, weil die Verbraucher in den Industrie- und Schwellenländern meist nicht für den wahren Preis ihres Ressourcenverbrauchs aufkommen.

Autor Stefan Ehlert lebt in Mosambik und blickt aus der Perspektive Afrikas sachlich und faktenorientiert auf den Konsum in Europa. Dabei nimmt er vor allem die Avocado ins Visier.

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Sendung als Podcast

Download Funkkolleg Ernährung (Folge 18), MP3-Audioformat, 28,2 MB

Sendung in hr-iNFO: 21.03.2020, 11:30 Uhr

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Zusatzmaterial

  1. die Avocado boomt
  2. „Ready to eat“
  3. Avocadoproduktion
  4. weiterführende Literatur
  5. Personen

1. die Avocado boomt

Avocados erfahren seit einiger Zeit einen regelrechten Boom. Von Guacamole über Smoothies bis hin zur Avocado Latte gibt es scheinbar kaum noch ein Gericht, das ohne die grüne Frucht auskommt. Das zeigt sich auch in den Importzahlen.

Wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht, hat die Importmenge von Avocados in den vergangenen Jahren stark zugenommen – von 19.000 Tonnen im Jahr 2008 auf rund 94.000 Tonnen im Jahr 2018. Damit hat sich die Menge innerhalb von einem Jahrzehnt fast verfünffacht, wie die Grafik von Statista zeigt.

Doch der Ernährungstrend hat auch seine Schattenseiten: Für nur zweieinhalb der Früchte müssen in Anbauländern wie Mexiko laut Zeit Online rund 1.000 Liter Wasser aufgewendet werden.

https://de.statista.com/infografik/9841/deutschland-importiert-immer-mehr-avocados/

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2. „Ready to eat“

Es gelten die Begriffsbestimmungen der Verordnungen (EG) Nr. 178/200217 und (EG) Nr. 852/2004 in Verbindung mit den Begriffen der Verordnung (EG) Nr. 2073/2005 sowie des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchs (LFGB).

  • „verzehrfertige Lebensmittel“ („Ready to eat“): Lebensmittel, die vom Erzeuger oder Hersteller zum unmittelbaren menschlichen Verzehr bestimmt sind, ohne dass eine weitere Erhitzung oder eine sonstige Verarbeitung zur Abtötung der entsprechenden Mikroorganismen oder zu deren Reduzierung auf ein akzeptables Niveau erforderlich ist

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3. Avocadoproduktion

Die Anwesenheit der Avocado auf dem Weltmarkt hat in den letzten zwei Jahrzehnten stetig zugenommen. Sie gilt nicht mehr als exotische Frucht, sondern als Teil der täglichen Ernährung vieler Länder. Diese Tendenz wurde durch die Neigung der Verbraucher, nach natürlichen Produkten zu suchen, noch verstärkt. Die Avocado hat neben ihrer Verwendung in der Öl-, Kosmetik-, Seifen- und Shampooindustrie, einen großen Markt als Frischobst sowie für daraus hergestellte verarbeitete Lebensmittel wie Guacamole, Tiefkühlprodukte und Avocadopaste.

Heutzutage haben viele mexikanische Produzenten die Möglichkeit des Exports von Avocado erforscht, da der Inlandspreis der Frucht nur 20% ihres Wertes in anderen Ländern in Europa, USA, Kanada und Japan beträgt. Obwohl die Nachfrage nach Avocado in Entwicklungsländern besteht, sind die Qualitätsanforderungen in der Regel höher als die inländischen. Der Produzent muss die Verantwortung für einen besseren Betrieb seines Anbaus übernehmen, um ein Produkt in der gewünschten Qualität zu erhalten, das auf den internationalen Märkten konkurrenzfähig ist.

http://www.fao.org/fileadmin/user_upload/inpho/docs/Post_Harvest_Compendium_-_Avocado.pdf

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4. weiterführende Literatur

https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Journal/Die-Avocado-erobert-die-Welt-vom-Aufstieg-einer-Superfrucht-id42607791.html

Kathrin Konrad, Avocado, Wien 2017 – Die Autorin empfahl im MDR-Interview, nur eine Avocado pro Woche zu essen mit Rücksicht auf den Ressourcenverbrauch: https://www.mdr.de/kultur/themen/was-macht-die-avocado-zum-superfood-100_cpage-9_zc-32540873.html

https://www.fairtrade-deutschland.de/fileadmin/DE/mediathek/pdf/fairtrade_unterrichtseinheit_kakao.pdf

https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/futtermittel/ In Deutschland lag der Anteil der Importe am Viehfutter 2017/18 bei wenigen Prozent, was aber immer noch 7 Millionen Tonnen und 25 % des Kraftfutters ausmacht, zumeist Sojabohnen.

https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#textpart-1 Nur auf Deutschland bezogen sind es nur ca. 7 % Anteil an Treibhausgasemissionen, doch fehlen darin die Anteile durch die Flächennutzung beim Mastfutteranbau und der Fleischerzeugung im Ausland. Foer spricht je nach Berechnungsmethode sogar von 15% bis 50 % am weltweiten THG-Ausstoß. Im Weltagrarbericht ist aggregiert von 31 % Anteil der Landwirtschaft die Rede unter Bezug auf Zahlen des IPCC.

https://www.ipcc.ch/report/srccl/

Siehe auch: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/bericht-des-weltklimarats-nahrungsmittelpreise-steigen-infolge-der-klimakrise-a-1280977.html

Die links gerichtete deutsche Rosa-Luxemburg-Stiftung hat 2019 zwei Studien in Auftrag gegeben zur sozialen und ökologischen Lage auf den heutigen Plantagen in Südafrika. Erscheinungstermine laut RLS: Wein im März 2020 und Zitrus im Juli oder August 2020. Die Weinstudie entsteht zusammen mit CSAAWU (eine südafrikanische Gewerkschaft: https://csaawu.org/) und TCOE (eine Art Thinktank für Bewegungen und Gewerkschaften: http://tcoe.org.za/). Die Zitrusproduktion untersucht RSL mit Khanyisa, eine NGO und mit zwei Landarbeiter*innen-Basisgruppen. Die Lieferketten in Europa und Deutschland werden von einem Marktforschungsinstitut untersucht.

https://www.resbank.co.za/Research/Rates/Pages/CurrentMarketRates.aspx / abgerufen am 02.11.2019

https://mailchi.mp/91aef485a995/globaler-hunger-steigt-weiter-laut-neuem-un-bericht-2446177?e=930bd61325 / Die Rede ist von 45 Millionen Betroffenen im südlichen Afrika, 16 Länder, darunter Simbabwe, Sambia, Namibia, Mosambik und Malawi.

https://www.youtube.com/watch?v=mDeN1USyvM4&feature=youtu.be

Quellen im Netz:

https://www.acbio.org.za/sites/default/files/documents/ACB_Commentary%20on%20An%20Africa-Europe%20Agenda%20for%20Rural%20Transformation_Report%20by%20the%20Task%20Force%20Rural%20Africa_0.pdf

https://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/Journal/Die-Avocado-erobert-die-Welt-vom-Aufstieg-einer-Superfrucht-id42607791.html

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/agrifood-atlas-2017/

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/agraratlas-2019/

FAOSTAT (http://www.fao.org/faostat

http://www.fao.org/fileadmin/user_upload/inpho/docs/Post_Harvest_Compendium_-_Avocado.pdf https://www.freshplaza.com/article/9106333/fao-forecasts-strong-growth-in-tropical-fruit-trade/

https://www.gartenjournal.net/avocado-obst-oder-gemuese

https://blog.hiperbaric.com/en/hpp-avocado-and-guacamole-a-non-stop-growing-segment

https://www.halls.co.za/ (Website des Avocado-Produzenten Hall in Südafrika)

https://www.youtube.com/watch?v=mDeN1USyvM4&feature=youtu.be (Wassernutzung bei Halls – noch nicht frei geschaltet, Stand 04.11.2019)

https://www.ipcc.ch/report/srccl/ (Sonderbericht IPCC zu Klimawandel und Landnutzung)

https://siza.co.za/ (Standards des südafrikanischen Avocadobauernverbandes)

https://www.rosalux.de/en/news/id/41100/the-problem-on-our-plates/

https://simplace.net/home/siebert/

https://de.statista.com/infografik/9841/deutschland-importiert-immer-mehr-avocados/

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/bericht-des-weltklimarats-nahrungsmittelpreise-steigen-infolge-der-klimakrise-a-1280977.html

https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas

https://www.wfp.org.za/

Wissenschaftliche Aufsätze:

Kastner, Thomas, Maria Jose Ibarrola Rivas, Wolfgang Koch, and SanderineNonhebel. „Global changes in diets and theconsequences for landrequirements for food.“ Proceedings of the National Academy of Sciences 109, no. 18 (2012): 6868-6872.

Kastner, Thomas, Karl-Heinz Erb, and Helmut Haberl. „Rapid growth in agricultural trade: effects on global areaefficiency and the role of management.“ Environmental Research Letters 9, no. 3 (2014): 034015.

Chaudhary, Abhishek, and Thomas Kastner. „Land usebiodiversityimpactsembodied in international food trade.“ Global Environmental Change 38 (2016): 195-204.

Dalin, Carole, YoshihideWada, Thomas Kastner, and Michael J. Puma. „Groundwaterdepletionembedded in international food trade.“ Nature 543, no. 7647 (2017): 700.

Sandström, Vilma, Hugo Valin, Tamás Krisztin, Petr Havlík, Mario Herrero, and Thomas Kastner. „The role of trade in thegreenhouse gas footprints of EU diets.“ Global food security19 (2018): 48-55.

Pendrill, Florence, U. Martin Persson, Javier Godar, Thomas Kastner, Daniel Moran, Sarah Schmidt, and Richard Wood. „Agricultural and forestry trade drives large share of tropicaldeforestationemissions.“ Global Environmental Change 56 (2019): 1-10.

Pendrill, Florence, U. Martin Persson, Javier Godar, and Thomas Kastner. „Deforestationdisplaced: trade in forest-riskcommodities and theprospects for a global foresttransition.“ Environmental Research Letters 14, no. 5 (2019): 055003.

Bücher:

Volker Angres, Claus-Peter Hutter, Das Verstummen der Natur. Das unheimliche Verschwinden der Insekten, Vögel, Pflanzen – und wie wir es noch aufhalten können. München 2018.

Jonathan Safran Foer, Wir sind das Klima! Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können. Köln 2019

Ders.: Tiere essen. Köln 2010

Daniel Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken. München 2012

Kathrin Konrad, Avocado, Wien 2017

OECD-FAO Agricultural Outlook 2019-2028

Hans Rosling, Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie ist.

Florian Schwinn, Tödliche Freundschaft. Was wir den Tieren schuldig sind und warum wir ohne sie nicht leben können, Frankfurt/Main 2017

Jean Ziegler, Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. München 2011

Zeitschriften:

GEO WISSEN ERNÄHRUNG Nr. 7 Vegetarisch und vegan. Über gesunden Genuss mit gutem Gewissen. Hamburg 2019

Weitere Dokus:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/superfood-als-umweltkiller-die-schattenseiten-des-avocado.979.de.html?dram:article_id=426828

https://www.arte.tv/de/videos/078058-000-A/avocados-gruenes-gold-und-umweltproblem/ – nur noch über youtube abrufbar.

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5. Personen

Ralf Wisser

Im August 2006 wurde das alteingesessene Unternehmen “Tschöke” nach 20jähriger Mitarbeit von Ralf Wisser übernommen. Um den Umbruch auch nach außen zu dokumentieren, wurde das Unternehmen auf den Namen Ralf Wisser umbenannt. Deren Kunden bestehen hauptsächlich aus dem Facheinzelhandel im Großraum Frankfurt, Großhändlern im hiesigen Frischezentrum und auswärtigen Großmarktkunden z.B. aus Mannheim, Mainz, Wiesbaden und Köln. Weiterhin sie sie als Wochenmarkthändler und Zulieferer für Hotel und Gastronomie ein kompetenter Ansprechpartner.

Prof. Dr. Stefan Siebert

Herr Siebert studierte zwischen 1994 und 1999 Landwirtschaft an der Universität in Kassel und schloss dieses Studium mit dem Diplom Ingenieur ab. Anschließend studierte er zusätzlich ökologischen Landbau an der Universität in Kassel mit dem Abschluss Master of Science. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Umweltsystemforschung sowie am Institut für Pflanzenbaukunde der Universität in Kassel. Als Doktorand war er zwischen 2003 und 2005 am Institut für Nutzpflanzenwissenschaften tätig. Seine Zeit als Postdoktorand verbrachte er am Institut für Physikalische Geographie der Universität Frankfurt. Anschließend habilitierte er an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn in Pflanzenbaukunde und Ressourcenschutz. Von 2016 bis 2017 war er kommissarischer Leiter des Lehrstuhls für Pflanzenwissenschaften an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Seit Oktober 2017 ist er Professor und Leiter des Fachbereichs Pflanzenbau/Agronomie an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen. Weiterhin ist er Mitglied bei der European Society for Agronomy (ESA) sowie der European Geosciences Union (EGU).

Dr. Thomas Kastner

Herr Kastner absolvierte den Magister der Naturwissenschaften in Ökologie an der Universität in Wien. Seine Promotion absolvierte er in Umweltwissenschaften am Zentrum für Energie- und Umweltwissenschaften (IVEM) der Universität Groningen. Das Thema seiner Dissertation war „Veränderungen im menschlichen Lebensmittel- und Holzverbrauch und ihre Auswirkungen auf die globale Landnachfrage“. Seit 2017 berechnet er am Frankfurter Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, wie sich die globalen Handlungsströme in der Landnutzung und im Wasserverbrauch der Herkunftsländer der Waren niederschlagen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf systemischen Beziehungen zwischen Biomassenutzung, internationalem Handel, Landnutzungsänderung und Artenrückgang sowie auf langfristige Veränderungen der Landnutzungssysteme und der Nutzung von Landressourcen, Auswirkungen auf Ernährungsmuster, auf die Landnachfrage und auf die biologische Vielfalt und die Rolle der Landnutzung bei der Eindämmung des Klimawandels.

Jan Urhahn

Herr Urhahn ist Programmleiter der Ernährungssouveränität bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Mark Baker

Herr Baker arbeitet seit 31 Jahren bei Halls und leitet das operative Geschäft der Plantage in Südafrika.

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Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.

Die Zusatzmaterialien werden in der Reihenfolge gelistet, in der die Stichworte in der Sendung Erwähnung gefunden haben. Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 18.03.2020 erstellt von Dr. Sandra Habicht und Jana Roßney.

Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen