Autor: Stefan Bücheler
Zwischen Schuld und Steak – Ernährung als Religion
Hinter der Suche nach der vermeintlich „richtigen“ Ernährung steckt immer auch die Suche nach der verlorenen Unschuld. Denn das Thema Essen ist in unserer Gesellschaft per se schuldbeladen – und das schlechte Gewissen allgegenwärtig.
Viele Ernährungs-Stile predigen Verzicht oder Mäßigung und versprechen Heilung – vom Veganismus über Vollwertkost bis hin zur Paläo-Diät. Das Konzept des „Clean Eating“ birgt ein Heilsversprechen in Reinform. Es geht auch um den Wunsch, „den Körper sauber zu halten von allem Bösen, Hässlichen und Schmutzigen.“
Ernährungspsychologen und Theologen stellen fest: In einer immer schneller getakteten, immer schwerer durchschaubaren Welt geben Ernährungslehren eine Orientierung. Die eigene Ernährung ist eines der letzten Gebiete, das wir noch beeinflussen können. Und wo Kirche und Religion ihre Bindungskraft verlieren, gewinnen neue heilsbringende Botschaften an Zugkraft. Und das sind immer häufiger Ernährungsgrundsätze.
Urbanisierung, Vereinzelung, das Wegbrechen familiärer Strukturen, all das spielt außerdem eine Rolle. Die Ersatz-„Foodfamilie“ bringt eine neue Gemeinschaft und findet sich häufig im Netz – und deren Gurus inszenieren sich auf Youtube und Instagram.
Sendung als Podcast
Download Funkkolleg Ernährung (Folge 14), MP3-Audioformat, 25,3 MB
Sendung in hr-iNFO: 22.02.2020, 11:30 Uhr
Zusatzmaterial
- Posturales Tachykardiesyndrom (POTS)
- Ernährungsorganisation „Pro-Veg“
- Verein „Vegan in Wiesbaden“
- weiterführende Literatur
- Personen
1. Posturales Tachykardiesyndrom (POTS)
Das posturale Tachykardiesyndrom (POTS) wird definiert als eine orthostatische Intoleranz ungeklärter Ätiologie, charakterisiert durch einen Herzfrequenzanstieg > 30/min oder einer absoluten Herzfrequenz im Stehen > 120/min während der ersten 10 Minuten nach dem Aufstehen bzw. während eines Kipptischversuches. Es handelt sich um eine Form der Kreislauffehlregulation, die sich durch Beschwerden wie Schwindel, Herzrasen, Benommensein, Kopfschmerzen und gegebenenfalls durch Synkopen zeigen kann. Diese häufigste Form der orthostatischen Intoleranz betrifft oft jüngere, sonst gesunde Patienten. Ein noch zu wenig beachtetes Symptom des POTS sind Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit bei bis zu 40% der Patienten. Eigene polysomnografische Untersuchungen weisen auf vermehrte vegetative Arousals und nächtliche Tachykardien als Ursache einer Insomnie hin. Auch Tagesmüdigkeit und eine gestörte Schlafstruktur sind häufig. POTS-Patienten erscheinen dem Arzt häufig ängstlich. POTS-Patienten weisen jedoch in Angst-Fragebögen, die auf das Erfassen somatischer Symptome einer Angststörung verzichten, keine erhöhte Ängstlichkeit im Vergleich zur Bevölkerung auf. Das POTS stellt ein heterogenes, noch wenig charakterisiertes Syndrom der orthostatischen Intoleranz dar. Neuere Untersuchungen ergaben Hinweise auf eine neuropathische Form des POTS mit Denervierung sympathischer kardialer und sudomotorischer Nervenfasern. Die autonome Testung mit MIBG-Szintigrafie und Hautbiopsie kann hilfreich sein, um eine neuropathische Form des POTS abzugrenzen. Diese Übersicht stellt das klinische Bild, die Epidemiologie, mögliche Pathomechanismen sowie gegenwärtige Therapieoptionen und eine neue medikamentöse Therapie mit dem selektiven If-Kanalhemmer Ivabradin dar.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0038-1628499.pdf
2. Ernährungsorganisation „Pro-Veg“
„ProVeg ist eine international führende Ernährungsorganisation, die bereits auf 4 Kontinenten aktiv ist. Wir sind eine schnell wachsende Organisation, die Menschen auf der ganzen Welt anspricht und vernetzt. ProVeg inspiriert und motiviert Menschen zu einem pflanzlichen Lebensstil, indem wir ein Bewusstein für die 5 Gründe, aus denen eine Ernährungsumstellung in Richtung vegetarisch-vegan in der Regel erfolgt. Alle, die daran interessiert sind, ihre Essgewohnheiten zu ändern, werden von ProVeg mit praktischen Informationen dazu unterstützt, wie der Umstieg auf tierfreie Alternativen gelingt.“
3. Verein „Vegan in Wiesbaden“
https://vegan-in-wiesbaden.de/
4. weiterführende Literatur
Attila Hildmann im „hr1-Talk“ am 01.02.2015, https://tunein.com/podcasts/Culture/hr1-Talk-p628677/?topicId=94928451
Deliciously Ella, „Genial gesundes Essen für ein glückliches Leben“ von Eleanor Laura Davan Mills (geborene Woodward), erschienen 2015 im Berlin Verlag , übersetzt aus dem Englischen von Monika Baark
https://proveg.com/de/pflanzlicher-lebensstil/vegan-trend-zahlen-und-fakten-zum-veggie-markt/
5. Personen
Dr. Kai Funkschmidt
Herr Funkschmidt ist in Bonn und Paris aufgewachsen. Sein Theologiestudium absolvierte er in Göttingen, St. Andrews und Hamburg. In Bonn schloss er ein Indologiestudium ab. Gemeindepraktika machte er in Südafrika und Schottland. Das Vikariat absolvierte er in Oberhausen/Rheinland. Seit 1994 arbeitete er als Assistent am Lehrstuhl für Ökumene-, Missions- und Religionswissenschaft (Prof. Friedrich Huber) der KiHo Wuppertal. Er promovierte mit einer Arbeit über Strukturen der „Partnerschaft“ in den Beziehungen zwischen Kirchen der Dritten Welt und Europas. Zudem arbeitete er als Referent der Kindernothilfe e.V., als Mission Relations Secretary bei Churches Together in Britain and Ireland sowie als Beauftragter für Ökumenisches Lernen im Zentrum Ökumene der Ev. Kirche in Hessen und Nassau. Seit 2011 ist er Wissenschaftlicher Referenz an der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW).
Kathrin Burger
Frau Burger studierte Ökotrophologie an der Technischen Universität in München, Weihenstephan und ist seit 1999 Wissenschaftsjournalistin. Zu ihren Spezialthemen zählen Ernährung, Gesundheit, Umwelt (v.a. Landwirtschaft und Tierwohl) sowie Psychologie und Soziologie. Sie ist Autorin des Buches „Foodamentalismus: Wie Essen unsere Religion wurde“.
Prof. Dr. habil. Johann Christoph Klotter
Herr Klotter studierte Mathematik, Philosophie und Psychologie in Kiel und Berlin. An der Technischen Universität in Berlin promovierte und habilitierte er. Er arbeitete als Institutsleiter von Gesundheitsförderungsinstituten sowie als psychologischer Psychotherapeut. Seit 2001 hat er eine Professur an der Hochschule Fulda. Seine Lehrgebiete schließen Psychologie, Ernährungspsychologie, Kommunikation, Nutritional Behaviour und quantitative Forschungsmethoden. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Ernährungspsychologie und Essstörungen. Zu seinen Forschungsprojekten zählen „Repräsentative Erhebung zu Gesundheitsängsten für die Bertelsmann-Stiftung“, „Nachsorge bariatrische Operationen“ und „Beantragung und Durchführung des EU Projekts CHANCE“. Weiterhin ist er Mitglied bei der DAG, dem VdOE und Essnet.
Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.
Die Zusatzmaterialien werden in der Reihenfolge gelistet, in der die Stichworte in der Sendung Erwähnung gefunden haben. Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 19.02.2020 erstellt von Dr. Sandra Habicht, Jana Roßney.
Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen